Ich hatte dieses Jahr ein etwas anderes Fest als normalerweise. Traditionell feiere ich immer mit meiner Familie in Hommertshausen und den ganzen Advent über bin ich schon am Fröbelsterne basteln, Plätzchen backen und genieße auch den ein oder anderen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt.
Da wir den aber ausreichend in der Schule, in den Einkaufszentren und in den Straßenzügen hatten, war das für mich kein Problem.
Hier gibt es die Tradition Posadas zu feiern, das sind Adventsfeste, wo man normalerweise an neun Türen klopft und um Posda (Beherbergung) bittet in Nachahmung an Maria und Josef. Dabei hat man Kerzen in der Hand und singt ein Lied im Zwiegespräch mit denen, die im Haus sind. Das gefällt mir sehr gut und da es hier nachts auch wirklich kalt ist, kommt wirklich eine schöne Stimmung auf. Des Weiteren darf auf einer Posada eine Piñata nicht fehlen! Wenn man die zerstört und sich dann fast um die Süßigkeiten prügelt, kommen Kindheitsinstinkte wirklich wieder auf :P
Insgesamt war ich auf drei Posadas und alle waren verschieden, aber jede hat mir sehr gut gefallen.
In der Schule habe ich mit den 5. Klässlern gelernt wie man Piñatas bastelt und ihr könnt euch schon einmal darauf freuen, wenn ich zurück bin, denn ab jetzt wird es zu meinem Geburtstag und an Weihnachten immer eine Piñata geben! :D Mit Pappmasche auf Luftballons herumzupanschen ist auf jeden Fall eine Beschäftigung, die mir sehr gut gefällt. Geschmückt haben wir sie dann mit Krepp- und Glanzpapier und Konfetti. Der CAM 10 hat uns dann Konkurrenz gemacht (wir haben die Piñatas dann verkauft) und ihre eigenen gebastelt und ich muss schon sagen, dass sie uns in der Kreativität doch noch ein bisschen übertroffen haben (siehe Bilder).
Die erste Posada war im Haus von Mayra, eine Freiwillige von AFS, die sich um uns kümmert. Einen Tag davor haben wir (Mario, Katja, Sophia und ich) uns mit ihr getroffen und Plätzchen gebacken. Wir haben einige Stunden gebraucht, da wir auf die glorreiche Idee gekommen sind Teige aus insgesamt vier Kilo Mehl zu machen… Aber das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen! Bei der Posada hat dann jeder etwas zu essen mitgebracht, wir haben gesungen und dann gemeinsam gegessen und natürlich auch eine Piñata zerschlagen.
Zuhause habe ich natürlich auch Plätzchen gebacken und die schmecken meiner Familie fast so gut, wie meine Pfannkuchen, obwohl die definitiv der Favorit sind. Rezepte habe ich immer entweder von meiner Cousine, meiner Oma oder halt chefkoch.de (diese Webseite ist fast wichtiger als facebook :P ).
Zwischendurch hatten wir dann noch eine Tanzaufführung mit unserem Tanz-Taller (Workshop) in der Schule in einer Grundschule zum Tag der Behinderung am 4. Dezember. Auch zum Tag der Revolution haben wir bei uns in der Schule getanzt, es ist wirklich lustig und langsam gewöhne ich mich an den langen Rock und die Musik. Aber vielleicht werde ich auch noch einen Tanzkurs mit Raquel machen, damit ich lerne wie man richtig Salsa tanzt. Vamos a ver (Wir werden sehen) ;)
Nikolaus kennt man hier nicht, der wird immer mit Santa Claus gleichgestellt, da muss ich dann immer erklären, dass das nicht dasselbe ist… Dafür werde ich gefragt wer denn Krampus ist und ob der nicht ganz typisch in Deutschland ist. Da musste ich dann auch erstmal googeln bis mir wieder eingefallen ist, dass das der „Anti-Nikolaus“ ist. Es ist schon manchmal lustig, dass Menschen im Ausland Sachen aus dem eigenen Land besser kennen, als man selbst!
Zwischendurch habe ich natürlich Bilder aus Deutschland von Adventskränzen und Weihnachtsmärkten geschickt bekommen. Theoretisch hätte ich auch ein Päckchen mit einem Adventskalender zugeschickt bekommen sollen, aber leider ist es bisher noch nicht angekommen und da gibt man die Hoffnung dann doch irgendwann auf. Dafür habe ich aber von Mayra einen Adventskalender geschenkt bekommen, den wir dann in der Familie immer gemeinsam geöffnet haben.
In der Schule haben wir auch eine Posada gehabt und mit den Studentinnen und einigen Eltern haben wir ein Weihnachtsmärchen aufgeführt, wo ich die Weihnachtsfee war. Es war super lustig! Jede Klasse hat einen Tanz aufgeführt (wir haben zu Jingle Bells getanzt) und danach haben wir in den einzelnen Klassen gemeinsam gegessen und auch die Piñatas zerschlagen. Da war ich dann leider nicht mehr dabei, weil ich zur Weihnachtsfeier der Lehrer im CAM 10 eingeladen war. Wir haben sehr lecker gegessen. Auch in meiner Schule hatten wir eine Weihnachtsfeier, die auch sehr viel Spaß gemacht hat.
Meine dritte Posada war in Malinalco, einem Pueblo Mágico (wikipedia: „Ein Pueblo Mágico (‚Magischer Ort‘) ist eine Ortschaft in Mexiko, die wegen ihres typischen und gepflegten Charakters als besonders sehenswert ausgezeichnet wurde“), in dem ich mit meiner Gastschwester auf einem Bioausflug war. Das war wirklich etwas sehr besonderes, weil die Prozession durch das ganze Dorf ging und wir dann letztlich in einer Kirche um Posada geben haben. Die war wunderschön geschmückt und es wurde Essen verteilt. Eine andere Kirche in diesem Dorf hatte eine „lebendige Krippe“, die ganzen Figuren waren nicht aus Holz, wie man das kennt sondern Kinder, die geschauspielert haben und es gab auch echte Schafe und Truthähne! Das war wirklich eine tolle Erfahrung! Der Ausflug nach Malinalco war wunderschön, die Umgebung ist toll, es gibt eine sehr interessante archäologische Stätte und ich habe viel über die Geschichte, die Natur und die Pflanzen gelernt.
Seit dem 18. Dezember habe ich auch Ferien und genieße die viele Freizeit. Am 23. Dezember war ich mit Raquel bei der Tante von einer Freundin von ihr, die jedes Jahr ein Ritual zum Ende des Jahres macht, wo man sich sozusagen von den Lasten des alten Jahres befreit und um Unterstützung für das nächste Jahr bittet. Dabei ist es eine Mischung aus ganz vielen Kulturkreise (wenn ich es richtig verstanden habe). Ich hatte das Gefühl, dass es ein bisschen mit Hinduismus zu tun hat, aber es wurde auch auf die heiligen Vulkane hier in Mexiko, aber auch in Peru bezogen. Auf jeden Fall haben wir „Päckchen“ mit unseren Lasten und Wünschen gemacht und dabei auch viele Früchte, Kräuter und Blumen benutzt, die alle eine bestimmte Bedeutung haben. Zum Schluss haben wir das dann alles verbrannt. Es war wirklich eine sehr interessante Erfahrung und hat mir sehr gut gefallen, weil man viel Zeit hatte über das vergangene Jahr nachzudenken, aber auch darüber was man sich für das nächste Jahr wünscht.
Am Heilig Abend habe ich gemeinsam mit Ivonne gekocht, das hat richtig viel Spaß gemacht und es ist super lecker geworden. Also mit unserem Rollbraten können wir auf jeden Fall mit Papas Weihnachtsgans in Deutschland mithalten ;)
Abends war ich dann bei Angeles (die Kollegin aus dem CAM 10 mit der ich morgens immer Auto fahre) eingeladen, die mit ihrer ganzen Familie gefeiert hat. Wir waren knapp 20 Leute und haben nochmal sehr lecker gegessen (wie gut, dass ich es gewöhnt bin viel zu essen). Es gab Truthahn, Braten, Stockfisch und alles war riquísimo (super lecker). Wir haben dann nochmal das Posada-Lied gesungen und auch andere Weihnachtslieder. Ein sehr lustiger Brauch ist, dass man sich Eier, die mit Konfetti gefüllt sind, auf dem Kopf zerschlägt, das war genial! Wir haben dann noch einen Intercambio de regalos (wichteln) mit Schokolade gemacht. Es gab dann noch ein paar Plätzchen und so gegen zwei Uhr sind wir dann alle heimgefahren.
Der 1. Feiertag war so wie man ihn aus Deutschland kennt: essen und auf dem Sofa liegen und lesen oder Fernsehen schauen ;)
Hier werden am 6. Januar die Heiligen Drei Könige gefeiert, wo dann auch die Kinder ihre Geschenke bekommen. Der zweite Weihnachtsfeiertag existiert gar nicht. Heute gehen wir noch alle gemeinsam in die Kirche, darauf freue ich mich auch schon, weil ich ja leider nicht zur Chrismette in Dauphe gehen konnte... :P
Ich habe euch alle sehr lieb und wünsche Euch einen tollen Rutsch ins neue Jahr! <3